Franz Beckenbauer, Günter Netzer, Wolfgang Niersbach, Theo Zwanziger… Die Funktionäre des deutschen Fußballs bestimmen gerade mit ihren Anschuldigungen zur Finanzierung des Sommermärchens 2006 die Medien. Und das ist nur ein Teil des gigantischen FIFA-Skandals. Worum geht es dabei? Um Geld, um sehr viel Geld.
Geld ist ja eher ein Tabuthema, vor allem in der deutschen Gesellschaft: Über Geld spricht „man“ bekanntlich nicht. Deshalb ist es auch so faszinierend. Keiner kennt die genauen Hintergründe des Skandals, es ist momentan nicht ersichtlich, wer was getan hat. Die Beobachter wissen nur, dass in irgendeiner Weise viel Geld hin- und hergeschoben wurde. Dieser Skandal lässt die Vermutung aufkommen, dass Geld das Gehirn vernebelt. Bei irgendeinem der Beteiligten hat wohl der Verstand ausgesetzt. Wer das war, will ich mir gar nicht anmaßen, zu beurteilen.
Bei der FIFA geht es um finanzielle Dimensionen, die sich ein Angestellter kaum vorstellen kann. Aber solche Beispiele gibt es sicher auch in Ihrem Umfeld – nur eben in kleinerem Umfang. Denn ich glaube, dass jeder Mensch seine Werte vergessen kann, wenn der Betrag nur groß genug ist.
Erst letzte Woche sprach mich bei einer Veranstaltung ein junger Mann an. Er habe einen guten Freund, der sich von ihm abgewandt hat. Lange Zeit ging es ihm schlecht und er hat von seinen Freunden Hilfe eingefordert. Jetzt, wo es ihm finanziell wieder richtig gut geht, kennt er einige seiner Freunde nicht mehr, bei manchen hat er bis heute Schulden. Der junge Mann fragte mich, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.
Ich reagierte mit zwei Gegenfragen: Wie wichtig ist Ihnen Ihr Freund? Lohnt es sich, um die Freundschaft zu kämpfen? Denn letztendlich kann er gar nicht viel tun. Der Freund ist, wie er ist.
Meine Erfahrung zeigt, dass Geld nicht den Charakter verdirbt. Nein, er bringt den wahren Charakter hervor. Großzügige Menschen engagieren sich noch mehr für andere, wenn sie mehr Geld haben. Korrupte Menschen nutzen mehr Vermögen, um noch mehr persönliche Vorteile daraus zu ziehen. Geizige Menschen schauen noch viel mehr auf das Geld, wenn es sich vermehrt. Geld ist ein Verstärker!
Auch wenn die Erkenntnis hart sein kann: Der Freund des jungen Mannes war vermutlich schon vorher nicht sonderlich an der Freundschaft interessiert. Er hat damals bereits nur an sich selbst gedacht. Der Unterschied war, dass er damals seine Freunde brauchte, jetzt aber nicht mehr. Seine Grundeinstellung hat sich wohl eher nicht geändert.
Letztendlich können Sie nur an Ihrer eigenen Einstellung zu anderen Personen arbeiten und entscheiden, wie Sie mit ihnen umgehen. Ihnen wird es nicht gelingen, die Einstellung Ihres Gegenübers zu verändern. Sicher können Sie das Gespräch mit der Person suchen, wenn Sie Ihnen wichtig ist. Sie können ihm sagen, was Ihnen nicht passt. Aber die Einsicht, dass er umdenken sollte, muss Ihr Bekannter, Freund oder Kollege selbst gewinnen. Sie können ihn nur sensibilisieren.
Egal ob bei der FIFA, im deutschen Fußball oder in Ihrem direkten Umfeld – Geld verstärkt vorhandene Charakterzüge. Sie bestimmen selbst, wie sehr Sie sich an Menschen aufreiben, deren Einstellung zu Geld anders ist als Ihre. Treffen Sie die Entscheidung, wie Sie zu der betreffenden Person stehen, und handeln Sie danach. Schließen Sie Frieden mit der Situation oder versuchen Sie der Person Impulse zu geben, um sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Kennen Sie auch Menschen, die durch mehr Geld ihr wahres Gesicht gezeigt haben? Erzählen Sie doch mal.
Ach ja: Vielleicht nehmen Sie eine kritische Situation auch zum Anlass, über Ihre persönliche Einstellung zu Geld nachzudenken. Gerne gebe ich Ihnen immer wieder Denkanstöße dafür. Melden Sie sich doch zu meinem Newsletter an: Anmeldung
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